München

Das größte Dorf der Welt und die wirtschaftsstärkste Stadt Deutschlands – München hat sich seit dem zweiten Weltkrieg zur überregionalen Industrie-Metropole entwickelt. Neben den weltweit bekannten Großkonzernen wie Siemens, BMW oder die Münchener Rück, ist die Stadt auch Heimat zahlreiche Unternehmen mit Schwerpunkt auf neue Medien mit der Serviceplan Gruppe als Aushängeschild. 

Maximilianeum in München.

Vor über 800 Jahren gegründet, erlebte München in den letzten Jahrhunderten eine wechselvolle Geschichte. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich die bayerische Landeshauptstadt zu einem High-Tech-Standort und konnte im selben Zug von der deutschen Teilung profitieren. Letztere führte dazu, dass viele Großunternehmen Mitte des 20. Jahrhunderts von Berlin nach München umzogen, das bekannteste Beispiel hierfür ist der Siemens-Konzern. Architektonisch verfügt München im Vergleich zu Berlin über ein tradtionelles Stadtbild, bis auf wenige Hochhäuser wie beispielsweise die Highlight Towers, gibt es wenige Gebäude, die das traditionelle Wahrzeichen Münchens, die Frauenkirche, überragen

Im europäischen Kontext betrachtet, ist München ausgezeichnet gelegen und von allen Richtungen gut zu erreichen: Budapest und Wien sind mit dem Zug einen halben Tag entfernt, die 2017 fertiggestellte Neubaustrecke zwischen München und Berlin verbindet die beiden Metropolen in weniger als 4 Stunden mit der Bahn. Nach dem Frankfurter Flughafen ist der Münchener Airport nicht nur einer der verkehrsreichsten in Deutschland sondern übetrifft sogar den Frankfurter Flughafen regelmäßig im Beliebtheits-Ranking.

Die Wirtschaftswoche erklärte München erst kürzlich zur wirtschaftlich erfolgreichsten Stadt Deutschlands. Im Rahmen der „Initiative Soziale Marktwirtschaft“ wurden hierfür Indikatoren wie etwa Bruttoeinkommen, Produktivität, Investitionen, Arbeitslosenquote und Innovationen sowie Zahl der Hochqualifizierten bewertet.

Die Stadt München erwirtschaftete im Jahr 2016 eine Leistung von 109,571 Milliarden (Bruttoinlandsprodukt). Damit positionierte sich der Standort auf Platz 3 der Rangliste der deutschen Städte nach Wirtschaftsleistung. Die Arbeitslosenquote lag im Dezember 2018 mit 3,4% unter dem bundesweiten Durchschnitt. Im Ranking der wichtigsten Finanzzentren belegt München den 35. Platz.

Von Tradition zu IT mit Tradition 

München ist traditionell ein starker Wirtschaftsstandort mit einer Vielzahl von weltbekannten Unternehmen. Hierzu zählen die Allianz SE, BMW, die Münchner Rückversicherung und Siemens. Am Stadtrand befindet sich der Sitz jüngerer Unternehmen wie Wirecard und Infineon. Schwerpunkt der IT-Branche bildet das sogenannte „Isar Valley“, eine Bezeichnung in Anlehnung an das Silicon Valley in Kalifornien. Den Stellenwert Münchens als IT-Standort betont auch eine Studie der EU-Kommission, welche die Stadt München als führenden IT-Standort Europas betrachtet.

Den ersten signifikanten Schritt in dieser Entwicklung ging Siemens mit dem Siemens 2002, einem Universalrechner für den technisch-wissenschaftlichen Einsatz. Das Gerät, das einen ganzen Raum füllte und lediglich einen Bruchteil der Rechenleistung heutiger Smartphones erreichte, wurde zwischen 1956 und 1966 gefertigt. Die Geräte wurden schwerpunktmäßig im wissenschaftlichen Bereich verwendet und waren bis weit in die 1970er Jahre an Fachhochschulen und Universitäten im Einsatz.

1962 wurde das Leibniz-Rechenzentrum gegründet, das heute die Rolle als zentrales Rechenzentrum der beiden Münchener Universitäten TU und Ludwigs-Maximilians-Universität ausfüllt. Das Institut beschäftigt 150 Mitarbeiter und ist ein Standort für Hochleistungsrechner, wie etwa dem LRZ-Linux-Cluster. Darüber hinaus bietet das Leibniz-Rechenzentrum Dienstleistungen wie etwa Cloud-Computing, Großformat-Scanner, Software sowie Posterdruck an. Das angebotene Webhosting ist ausschließlich auf Hochschuleinrichtungen zugeschnitten.

2012 galt der im Leibniz-Rechenzentrum befindliche SuperMUC als der leistungsstärkste Supercomputer Europas. Der auf mehreren hundert Quadratmetern aufgestellte Computer wurde durch den Nachfolger SuperMUC NG in Betrieb genommen, der eine theoretische Spitzenleistung von 26,7 Petaflops abbildet und Stand November 2018 den achten Platz unter den weltweit leistungsfähigsten Rechnern einnimmt.

Bedeutende Unternehmen im Raum München

Neben ehemaliger High-Tech-Großunternehmen, wie bspw. dem Unternehmen Softlab, gibt es zahlreiche Großkonzerne, die im Isar Valley entweder ihren Hauptsitz oder eine Niederlassung betreiben. Die größten Unternehmen aus dem Elektronik- IT- und Agenturen-Bereich wären folgende:

Infineon AG

Im Jahr 2000 aus der Ausgliederung des Halbleitergeschäfts der Siemens AG entstanden, zählt die Infineon AG zu den größten DAX-Unternehmen in Deutschland. Mit weltweit rund 40.000 Mitarbeitern erwirtschaftete das Unternehmen im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von 7,5 Milliarden Euro. Das Forbes Global 2000 Ranking listet die Infineon AG auf dem 842. Platz. Der Unternehmensschwerpunkt im Halbleiter-Geschäft liegt auf den Themen Sicherheit, Mobilität und Energieeffizienz. Eine der bundesweit meistgebrauchten Anwendungen der Infineon AG sind die Digital Security Solutions, u.a. verantwortlich für Mikrocontroller in SIM-Karten oder im deutschen Personalausweis.

Wirecard AG

Seit 2018 darf sich das 1999 gegründete Zahlungsdienstleistungsunternehmen Wirecard AG zum DAX zählen. Das Unternehmen bietet in erster Linie Produkte und Dienstleistungen für den elektronischen Zahlungsverkehr sowie die Akzeptanz und die Herausgabe von Kreditkarten. Das Risikomanagement steht hier ebenfalls im Fokus. Mit rund 4.449 Mitarbeitern und 1.49 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2017 zählt das Unternehmen zu den größten im „Isar Valley“. Das Tochterunternehmen Wirecard Bank AG verfügt über eine deutsche Banklizenz. Den meisten Verbrauchern dürfte das Unternehmen durch die Kreditkarten (u.a. auf Guthaben-Basis) bekannt sein.

Das Münchener Aushängeschild unter den Agenturen: Serviceplan Gruppe für Innovative Kommunikation

Im Werbeagenturen-Geschäft führt im Großraum München kein Weg an der Serviceplan Gruppe vorbei. Hierbei handelt es sich um eine der größten Inhabergeführten Werbeagenturen in Europa mit 40 Agenturen im Netzwerk. Das Unternehmen wurde im Jahr 1970 von Rolf Stempel und Peter Haller gegründet und konzentrierte sich damals zunächst auf die klassische Werbung in Print und Fernsehen. 1998 stieg Stempel schließlich aus der Geschäftsleitung aus, Peter Haller gab die Hauptgeschäftsführung vier Jahre später an seinen Sohn Florian Haller ab.

Das Geschäftsfeld der Service Plan Gruppe gestaltet sich dank des großen Netzwerks an Agenturen vielfältig. Es erstreckt sich von der klassischen Werbung bis hin zum Mobile Advertising, Dialog- und Online-Marketing, Marktforschung und Webcontroling auf Design, Event und Public Relations. Die Arbeit der Service Plan Gruppe wird regelmäßig im größten Werbefestival, dem goldenen Löwen von Cannes, mit den wichtigsten Preisen bedacht.

Dementsprechend liest sich die Kundenliste der Service Plan Gruppe: Zu den größten Kunden zählen Siemens, Sony Ericcson, Deichmann sowie Unicef. Darüber hinaus entstanden in der Vergangenheit Kamapgnen für Castrol, Carglass, BMW, Weight Watchers und Penny. Über das Netzwerk wurden in den letzten 20 Jahren zahlreiche internationale Standorte gegründet, unter anderem in Moskau, Delhi, Peking und Seoul. Durch die 2012 eingegangene Kooperation mit der spanischen Agenturgruppe Nostrum konnten Standorte in Madrid, Lissabon und Buenos Aires übernommen werden.

Die Entwicklung von München als High-Tech- und Agenturen-Standort bleibt spannend. Laut der derzeitigen Prognosen ist mit einem signifikanten Abflauen der Wirtschaftsstärke Münchens in den nächsten Jahren nicht zu rechnen, einen Hauptbeitrag für den Erfolg leisten die Werbeagenturen sowie High-Tech-Unternehmen.